Die autoritär geführte Hochschule ist gescheitert

FSR überreicht Resolution und Unterstützungen zur Causa Salzborn an Universitätspräsidium

Heute fand das lang erwartete Gespräch zwischen Mitgliedern des Fachschaftsrates Sozialwissenschaften (FSR SoWi) und der Präsidentin der Universität Göttingen, Ulrike Beisiegel, statt. Anwesend war auch – gegen vorherige Absprache – der Vizepräsident für Finanzen Holger Schroeter. Im Anschluss an das Gespräch überreichten die Mitglieder des FSR der Präsidentin die am Mittwoch in der studentischen Vollversammlung beschlossene Resolution, die Liste der Unterstützenden des offenen Briefes sowie Unterstützungsunterschriften von über 400 Studierenden. Darüber hinaus wurde Prof. Beisiegel das Buch „Demokratie. Theorien – Formen – Entwicklungen“ von Prof. Salzborn überreicht. Währenddessen mussten zahlreiche Studierende, die den FSR bei der Übergabe begleiteten, vor verschlossener Tür ausharren.

Dass es dem guten Ton der demokratischen Auseinandersetzung der Idee nach zuwiderläuft, das Gegenüber mit dem Mittel der Einschüchterung gefügig zu machen, könnte Prof. Beisiegel von eben jenem Prof. Salzborn lernen, den sie nun vom Hof jagt. Dass weiter die „demokratische Praxis“ wenig mit dem aufklärerischen Ideal einer demokratischen Auseinandersetzung um das bessere Argument zu tun hat, kann dort ebenso nachgeschlagen werden. Dieses lang erwartete Gespräch ist nun ein eindrückliches Beispiel dafür, wie weit die Universität von ihrem hehren Anspruch einer Auseinandersetzung unter Gleichen ist.

Ein FSR-Sprecher dazu: „Der Verlauf des Gespräches hat uns offenbart, dass Frau Beisiegel zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit studentischen Vertreter*innen nicht bereit ist. Sie ließ uns kaum zu Wort kommen und unterbrach uns regelmäßig. Unser Anliegen schien ihr nicht ernst zu sein, vielmehr führte sie wiederholt ihre Sichtweise aus, und bediente sich dabei eines Inkompetenz unterstellenden Duktus; Einwände wimmelte sie ab. Dieser herablassende Umgang mit studentischen Vertreter*innen, die autoritäre Gesprächsführung und das völlige Desinteresse auf die Wünsche und Forderungen der Studierenden einzugehen, haben verdeutlicht, dass ein konstruktiver, lösungsorientierter Austausch mit Frau Beisiegel nicht möglich ist.“

Dem vorausgegangen war ein Anruf der Präsidentin auf das Privathandy eines Fachschaftsmitgliedes. Schon bei diesem Gespräch legte Frau Beisiegel einen herablassenden Tonfall an. Unklar bleibt, woher die Präsidentin die Handynummer des Fachschaftsmitgliedes hatte, schließlich war diese bei der Einschreibung vertraulich hinterlegt worden.

Für Mittwoch, den 25. Mai hatte der FSR SoWi zu einer studentischen Vollversammlung der Sozialwissenschaftlichen Fakultät aufgerufen, um mit möglichst vielen Studierenden über die im offenen Brief erwähnten Ereignisse zu beraten.

Der Versammlungsleiter erläutert: „Nach einer kurzen thematischen Einführung wurde auf Drängen von Frau Beisiegel ihre Stellungnahme verlesen, in der sie uns Studierenden zu erklären versuchte, dass unser Anliegen falsch sei. Der Tonfall der Stellungnahme vermittelte die Unterstellung, dass die Studierenden nicht verstehen würden, was sie fordern. Die in der Stellungnahme enthaltene Aussage, man wolle die Stelle Salzborns gleichwertig besetzen, deutet indes auf mangelndes Verständnis für die Materie auf Seiten der Präsidentin hin. Der Biochemikerin scheint nicht klar zu sein, dass es kaum möglich sein wird, einen international so renommierten und viel publizierenden Forscher im Bereich der Antisemitismus- und Rechtsextremismusforschung wie Prof. Salzborn zu finden. Erst im Dezember wurde Salzborn vom Stiftungsrat der Universität Göttingen für seine exzellente Forschung mit dem Stiftungspreis ausgezeichnet. Die Präsidentin hat die von ihr so hoch geschätzte Exzellenzinitiative schon in der letzten Runde nicht nach Göttingen holen können, aufgrund der zu schwachen Einbindung der Geistes- und Sozialwissenschaften. Diesem Konzept scheint sie treu bleiben zu wollen, indem sie einen der exzellentesten Forscher der deutschsprachigen Sozialwissenschaften vor die Tür setzt.“

Ein FSR-Sprecher abschließend: „Es zeigt sich, dass eine autoritär geführte Universität von oben herab scheitert, da sie nicht in der Lage ist, die Bedeutung von Forschung und Lehre in den jeweiligen Fachdisziplinen zu beurteilen. Wir fordern daher eine Demokratisierung der Hochschule. Es soll keine einsamen Entscheidungen der Präsidentin gegen die demokratischen Gremien der Universität mehr geben. Wir fordern Frau Beisiegel weiterhin auf, die Vorgänge um die Nichtverlängerung Salzborns und der abgelehnten Dokumentationsstelle transparent zu machen und die getroffenen Fehlentscheidungen zurück zu nehmen.“

FSR SoWi, 31. Mai 2016

 

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