Gegen „Nakba“ und Al-Quds

FSR SoWi kritisiert Aussagen zur „Nakba“-Ausstellung und Kooperation mit der Al-Quds Univerität

Am Freitag dem 30. Oktober 2016 fand ein Gespräch zwischen dem Fachschaftsrat der Sozialwissenschaften, dem AStA der Universität Göttingen und der Präsidentin der Universität Göttingen statt. Anlass war der mit dem AStA zusammen verfasste und u.a. von der DIG HSG Göttingen unterstützte offene Brief vom 27. Oktober 2016 zur Veranstaltungsreihe „Naher Osten Ferner Frieden?“ von Professorin Irene Schneider. Im Gespräch mit der Präsidentin sollte ein Umgang mit Kritik an der Veranstaltungsreihe diskutiert werden.

Fabienne Schaffrath, Pressesprecherin des FSR SoWi erklärt hierzu: „Das Gespräch begann zunächst mit einer Rechtfertigung der Präsidentin, weshalb die Ausstellung weder im Vorhinein kritisch auffiel noch jetzt im Nachhinein abgesagt werden könne. Gleichwohl schlug sie vor, der FSR könne eine Begleitveranstaltung organisieren. Dabei solle es um einen Diskurs der verschiedenen Meinungen gehen. Doch das negiert vollkommen die Intention des offenen Briefes. Im Falle der Nakba-Ausstellung und der ihr folgenden Vorträge wird keine wissenschaftliche Analyse vollzogen, vielmehr wird durch bewusste Auslassungen einseitige Propaganda gegen den Staat Israel betrieben und schon dessen Gründung delegitimiert. Einer solch unwissenschaftlichen und einseitigen Darstellung darf keine Bühne an unserer Universität geboten werden. Es geht also nicht darum, die antiisraelischen Auslassungen der Ausstellung und der Vortragsreihe als eine mögliche Sichtweise auf den Konflikt zu legitimieren. Vielmehr ist die Ausstellung historisch nicht korrekt, sondern betreibt tendenziell Geschichtsfälschung. Bereits der Titel „Nakba“ (arabisch: Katastrophe) ist ein politischer Kampfbegriff, der die israelische Staatsgründung zum angeblich widerrechtlichen Landraub erklärt.

Nichtsdestotrotz wird der FSR SoWi in Kooperation u.a. mit der Hochschulgruppe der Deutsch-Israelischen Gesellschaft eine Ausstellung zur Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus den arabischen Staaten organisieren, die am 30. November im KWZ eröffnet wird.

Doch zu der „Nakba“-Ausstellung gesellt sich ein weiterer problematischer Fall an der Universität Göttingen. Ausgerechnet am 9. November beschloss der Fakultätsrat der Sozialwissenschaftlichen Fakultät mit den Stimmen der ProfessorInnenschaft, eine Kooperation mit der Al-Quds Universität im Osten Jerusalems einzugehen. An dieser war es in der Vergangenheit immer wieder zu antisemitischen Zwischenfällen gekommen.

Schaffrath erklärt hierzu: „Die Fakultät begeht mit dieser Kooperation einen großen Fehler. Trotz der Kenntnis zahlreicher Zwischenfälle der vergangenen Jahre, wurde selbst die Forderung abgewiesen, die Anerkennung des Existenzrechts Israels als Voraussetzung einer Zusammenarbeit in die Begleiterklärung zum Kooperationsabkommen mit aufzunehmen. Offensichtlich waren die Befürworter der Kooperation in Sorge, ein solcher Passus könne das Scheitern des Abkommens bedeuten. Allein hieran lässt sich ablesen, welche politische Ausrichtung mit einer solchen Kooperation unterstützt wird. Ein professorales Mitglied forderte gar, wer die Anerkennung des Existenzrechts Israels fordere, müsse das bspw. auch bei Tibet tun und offenbarte damit nicht nur erschreckende historische Unkenntnis, sondern ließ auch jedes politische Feingefühl in Bezug auf den einzigen jüdischen Staat der Welt vermissen.

Erst im letzten Jahr bspw. hatten Studierende der Al-Quds Universiät ein Video gedreht, das zu Mordanschlägen an Jüdinnen und Juden aufruft und die Attentäter zu Helden stilisiert.

Schaffrath abschließend: „In der Sitzung wurde offen zugegeben, dass man für die Sicherheit jüdischer Studierender, die von Göttingen aus die Al-Quds besuchen wollen, nicht garantieren könne. Auf Nachfrage wurde erklärt, ‚solche Studierenden‘ würden sicher eh keinen Austausch wollen. Hier wird offener Antisemitismus gerechtfertigt, die Gefahr an Leib und Leben für jüdische Austauschstudierende als unbedeutend abgetan. Das ganze gipfelte in der Aussage, man dürfe dort natürlich nicht mit Kippa herumlaufen, das sei schließlich eine Provokation. Eine Universität, die sich so bereitwillig zum Handlanger einer antisemitischen Ideologie macht, sollte besser schließen oder zumindest über einen Austausch ihres Personals nachdenken. Gerade vor dem Hintergrund gehäufter antisemitischer und antiisraelischer Vorfälle in Niedersachsen, ist das Vorgehen der Sozialwissenschaftlichen Fakultät und der Universitätsleitung ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich im Alltag gegen Antisemitismus stellen.

FSR SoWi, 10. November 2016